Robert Wendelmuth

Tshò
schrieb am 26. Januar 2023 um 20.25 Uhr

Wo soll ich nur anfangen...
Wir kannten uns so viele Jahre, ich schätze dass wir uns 2008 das erste Mal über den Weg gelaufen sind.
Wir waren gemeinsam auf unzähligen Konzerten und Festivals. Wir haben zusammen gelacht, geweint und geschwiegen.
Ich habe so viele lustige Erinnerungen mit dir. Dass keine weiteren hinzukommen macht mich so unheimlich traurig.
Ich sehe dich vor mir mit deiner fast ewig kurzen Hose (auch wenn es mega kalt war), einem Metalbandshirt und Karohemd. Mit deiner Frisur warst du oft unzufrieden, dabei fand ich sie super, am liebsten mochte ich es wenn die Locken wild und wuschelig abstanden.
Wir sind beide immer grauer geworden.
Deine Brille hatte ich oft in der Hand weil du sie vor dem Moshpit ausgezogen hast und ich auf sie aufpassen sollte.
Dein schelmisches Grinsen "Jajajajaja".
Du hast viele Nächte auf unserer Couch verbracht und auch draußen auf der Hollywoodschaukel geschlafen.
Du wusstest dass unsere Tür für dich immer offen stand.
Meine beiden Kinder waren morgens traurig wenn du schon zur Arbeit losgefahren bist und sie bis abends warten mussten um dich wieder zu sehen.
Du warst der einzige meiner Freunde der den gleichen Musikgeschmack wie ich hatte, im Februar stand unser nächster Konzertbesuch auf dem Plan.
Wir waren zusammen in der Notaufnahme weil du dir bei "Chelsea Grin" eine Platzwunde am Kinn zugezogen hast und es war echt schwierig dort an Bier zu kommen :D
In meinem alten Corsa mussten wir im Takt wippen damit ich im Stau den ersten Gang einlegen konnte.
Überhaupt sind wir viele Stunden im Auto gesessen und sind voller Vorfreude und Euphorie zu Events gefahren.
Du hast so gelacht als ich versucht habe deine neue Matratze mit vollem Körpereinsatz ins Auto zu bekommen- es hat letztendlich geklappt.
"Unsere Kinder könnten ja in die gleiche Schule kommen"- so hast du mir mitgeteilt dass du Papa werden würdest. Luar ist fast so alt wie meine große Tochter.
Du warst so voller Stolz und Liebe.

Uns hat viel verbunden. Ich danke dir für deine treue Freundschaft.

Liebe Carmen, ich denke so oft an dich und Luar. Melde dich jederzeit bei mir!

Niemand von uns hat Schuld an dem was geschehen ist. Er hat diesen Weg gewählt obwohl wir ihm viele weitere gezeigt haben.
Warum er unsere Hilfe nicht angenommen hat und diese Entscheidung getroffen hat werden wir wohl nie wirklich erfahren.

Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und dir und all denen die du hinterlässt die Lebensfreude wiedergeben, wie sie noch vor einiger Zeit existierte.


"Und so entstehen Sterne" dein ewiges Zitat bekommt jetzt einen ganz neuen Sinn.
Tshò